Einleitung
Straßennamen
haben heute oft nur noch organisatorische Bedeutung. Das war früher
einmal anders. Da wiesen sie noch auf bestimmte Landschaftsformen, auf
Bäume, Sträucher, Tiere, Flüsse und Bäche hin.
Auch
mancher Familienname alteingesessener oder verdienter Bürger, von
Industriepionieren sowie Flur- und Gewannbezeichnungen fanden sich in
Straßennamen wieder. Der heutige Bürger kann in manchen Fällen mit
einem alten Straßennamen nichts anfangen, weil er die Sprache der
Vorfahren nicht versteht. Da hat er es schon einfacher mit Dichter-,
Städte- und Ländernamen, mit Namen von Königen und Königinnen, Kaisern
und Kaiserinnen, Politikern und Politikerinnen, mit Vornamen, die es in
jeder Gemeinde gab. Bei Gebietsreformen oder Eingemeindungen führte das
zu Namenshäufungen und damit zu Umbenennungen. So war das auch bei der
Gemeindewerdung von Oberhausen und den späteren Gebietszuwächsen durch
Eingemein-
dungen
nach Oberhausen.
1862
Gründung der Gemeinde Oberhausen. In den persönlichen Aufzeichnungen des
ersten Bürgermeisters der Gemeinde Oberhausen, Friedrich Schwartz, heißt
es in seiner chronologischen Übersicht zum 25-jährigen Jubiläum der
Stadt Oberhausen 1887 am 18. November 1861:
"Allerhöchste
Cabinets-Ordre betr. die Bildung der Bürgermeisterei
Oberhausen aus den Gebietstheilen:
a.Die
Bauernschaft Lippern und Lirich der Gemeinde und
Bürgermeisterei Borbeck des Kreises Essen.
b.Der
nördlich gelegene Bestandtheil der 3 Gemeinden Dümpten, Styrum und
Alstaden, Landbürgermeisterei Mülheim a. d.Ruhr des Kreises Duisburg.
c.Der
östlichen Spitze der Gemeinde Meiderich, Landbürgermeisterei
Ruhrort des Kreise Duisburg.
d.Dem
östlich von der Oberhausen-Dorstener Staatsstraße gelegenen Teil der
Gemeinde Beeck, Bürgermeisterei Holten, Kreis Duisburg. Diese neu-
gebildete
Gemeinde und Bürgermeisterei Oberhausen wurde dem Landkreise Duisburg
zugewiesen."
Gebietszuwächse
erfolgten:
1909
aus Teilen der Gemeinde Buschhausen,
1910
aus Alstaden, aus Teilen der Gemeinden Styrum und
Dümpten,
1915
aus Teilen der Gemeinden Borbeck, Dellwig und Frintrop,
1929
erfolgte die Zusammenlegung der Städte Oberhausen, Osterfeld und
Sterkrade.
Nach
Sterkrade wurden eingemeindet:
1909
Buschhausen,
1917
Holten und große Teile von Hiesfeld (Schmachtendorf).
Man
kann sich sicher vorstellen, daß viele Straßen ihre Namen mehrmals
ändern mußten.
Schließlich
trug die Zeit des Nationalsozialismus (1933 bis 1945) dazu bei, viele
Straßen nach den Vorstellungen
der damaligen Machthaber umzubenennen.
Selbst
heute werden immer wieder Straßen umbenannt, um Menschen in Erinnerung zu
behalten, die sich um das Gemeinwohl verdient gemacht haben.
Aus
der geschichtlichen Entwicklung erklären sich ebenfalls manche
Straßennamen; insbesondere gilt dies für die älteren Wege. Andere
knüpfen an ört-
liche
und volkstümliche Begebenheiten an, die oft auch in Katasterbezeichnungen
festgelegt sind. Wieder andere sind auf bestimmte Vorkommnisse, Personen
und Familien zurückzuführen, wobei auch besonders die Schlachten und
Heerführer der Kriege 1813/15 und 1864 bis 1871 manchen Namen geliefert
haben. Heute mag es scheinen, daß einige Straßennamen willkürlich
klingen, ohne Bezug zum Umfeld stehen oder mangels bestimmter
Anhaltspunkte jeder Erklärung trotzen und dadurch leicht zu falschen
Schlüssen führen.
Bei
der postalischen Erfassung der Städte Oberhausen, Osterfeld und Sterkrade
waren diese in Sektionen eingeteilt. So war z. B. Sterkrade in neun
Sektionen gegliedert, wobei 1902 in der Sektion I 25 Straßen erfaßt
waren. Das gleiche Verhältnis im System galt auch für Buschhausen,
Holten, Oberhausen und Osterfeld. 1904 waren alle Straßen numeriert und
postalisch erfaßt.
Die
Umbenennungen der Straßen nach der Zusammenlegung von Oberhausen,
Sterkrade und Osterfeld (1929) zogen sich aus verschiedenen Gründen bis
1937 hin. In erster Linie waren es wohl die Kosten, die gescheut wurden
oder nicht auf einmal aufgebracht werden konnten. Jedoch gab es auch
Widerstand aus der Bevölkerung, insbesondere aus den Kreisen, die auf
Heimatpflege großen Wert legten (teilweise auch Kirchturmsdenken).
Schwierig
ist die Eingrenzung der einzelnen Stadtteile und ihrer Bezirke. Die
Eingemeindungsgrenzen sind noch heute auf dem offiziellen Oberhausener
Stadtplan erkennbar. Unklar sind die Abgrenzungen der alten Gemarkungen,
Bauernschaften und Stadtteile, wie z. B. Alsfeld, Tackenberg, Stemmersberg,
Rolandviertel oder Schlad. Oft ist die Straßenmitte die Grenze wohingegen
auch einige Straßen durch mehrere Stadtbezirke verlaufen. Schul- oder
Pfarrbezirke sind nur ungenaue Bezugsgrenzen. Politische Wahlbezirke sind
in keiner Weise identisch mit den historischen Stadt- und
Gemeindeunterteilungen.
Im
Laufe der Zeit sind im ganzen Stadtgebiet 80 Straßen
weggefallen. Sie sind teils von der Industrie überbaut worden oder sind
dem Kanal-,Eisenbahn- und Autobahnbau zum Opfer gefallen. Alte Straßen
mußten neuen Straßen weichen. Einige Straße sind auch durch kommunale
Neugliederungen abgemeindet worden.
Heute
leben in Groß-Oberhausen an ungefähr 500 Kilometern Straßen etwa
226.000 Menschen auf einer Fläche von 77,03 km2.
Alfred
& Ulrich Lindemann
Erste
CD-Rom Auflage
Oberhausen,
im Herbst 2000
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